Gemischte Stimmung im regionalen Handwerk zur Jahresmitte

Rückläufige Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal 2024 – Auftragslage zwischen Ostalb und Bodensee bereitet Sorgen – Lage im Bauhandwerk bleibt weiter herausfordernd

Ein Kfz-Mechatroniker schraubt im Motorraum eines Autos.

Die jüngste Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Ulm zeigt zur Jahresmitte eine gemischte Stimmungslage im regionalen Handwerk. Während einige Branchen positive Signale senden, bleibt die Situation in anderen Bereichen herausfordernd. Nur noch 59 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als gut, verglichen mit 69 Prozent im Vorjahresquartal. Besonders das Bauhauptgewerbe und die Ausbauhandwerke stehen vor großen Herausforderungen, während das Kfz-Handwerk weiterhin positive Impulse verzeichnet. Der Anteil der Betriebe, die einen schlechten Geschäftsverlauf melden, ist von vier Prozent im Vorjahr auf elf Prozent gestiegen. Dazu sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm: „Die derzeitige Stimmung im regionalen Handwerk ist zur Jahresmitte nur noch durchwachsen. Sorgen machen uns besonders die gewerblichen Investitionen und das Bauhauptgewerbe. Die Industrie investiert zu wenig und kauft damit zu wenig unseres Handwerks ein. Insbesondere die Bauwirtschaft braucht dringend Impulse wie eine gesenkte Grunderwerbsteuer und verlässliche Förderprogramme. Dennoch geht es unserem Land besser als erwartet. Wir müssen jetzt darauf achten, die noch stabile Stimmung zu halten.“

Gedämpfte Erwartungen
Die Auftragslage hat sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Nur 27 Prozent der Betriebe berichten von einem gestiegenen Auftragseingang im zweiten Quartal, im Vergleich zu 34 Prozent im Vorjahr. Dagegen verzeichnen 29 Prozent der Betriebe Auftragsrückgänge (Vorjahr: 20 Prozent). Das Kfz-Gewerbe meldet einen gestiegenen Auftragseingang, während das Ausbaugewerbe und der Gewerbliche Bedarf mit Rückgängen zu kämpfen haben. Für das kommende Quartal erwarten 19 Prozent der Betriebe ein Auftragsplus, während 16 Prozent mit einem Rückgang rechnen. Die Erwartungen der Betriebe für das dritte Quartal sind gedämpft. Etwa 69 Prozent der Betriebe erwarten eine gleichbleibende Geschäftslage, während 18 Prozent mit einer Verbesserung rechnen. Auf der anderen Seite gehen 13 Prozent der Befragten von einer Verschlechterung der Geschäftsaussichten aus. Mehlich weiter: „Die Politik muss die Signale verstehen und endlich einen Turbo zünden: Unsere Betriebe brauchen weniger Bürokratie und weniger Belastungen, dafür mehr Planungssicherheit. Nur so können wir die Stimmung und damit die Investitionsbereitschaft wieder ankurbeln.“

Auslastung variiert stark – Personalbestand bleibt stabil
Die Betriebsauslastung ist im zweiten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig. Rund 19 Prozent der Betriebe sind über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus ausgelastet, gut jeder Dritte ist nahezu voll ausgelastet. Rund 16 Prozent der Befragten haben hingegen noch ausreichend Kapazitätsfreiräume. Die Zahl der Beschäftigten ist im Frühjahr konstant geblieben. So haben neun Prozent der Handwerksbetriebe im zweiten Quartal Personal aufgebaut, während rund 14 Prozent Beschäftigte abgebaut haben. In der zweiten Jahreshälfte wird die Zahl der Beschäftigten im regionalen Handwerk in etwa gleich bleiben: Elf Prozent der Befragten wollen laut eigener Aussage die Zahl ihrer Mitarbeitenden erhöhen, neun Prozent der Betriebe rechnen hingegen damit, dass Personal abgebaut werden muss. „Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften im regionalen Handwerk bleibt groß. Unsere Betriebe suchen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gewerkeübergreifend Personal. Doch es mangelt schlicht an Bewerbern“, so Mehlich.



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